Flyer des Jugend-Engagement-Wettbewerbs Sich Einmischen, Was Bewegen
Foto: Senatskanzlei Rheinland-Pfalz
Sollen Engagement-Preise nachhaltig wirken, sollten eine Reihe verschiedener Punkte bei der Ausrichtung bedacht werden. Hier stelle ich ein paar Überlegungen aus meiner Arbeit in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz vor. Bezugspunkte sind dabei drei Preise aus Rheinland-Pfalz: der Brückenpreis, der Jugend-Engagement-Wettbewerb sowie der Ideen-Wettbewerb „Ehrenamt 4.0“.

 

Wer schreibt aus und vergibt den Preis?

Es ist von entscheidender Bedeutung, wer den Preis ausschreibt und vergibt. Tut es die Spitze einer Organisation oder einer Landesregierung, hat dies allein schon besondere Symbolkraft, unterstreicht den Stellenwert des Anliegens und erhöht die wahrgenommene Anerkennung. Es ist zugleich ein wichtiger Faktor für die begleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die öffentliche Wirkung des Preises.

 

Was ist das Alleinstellungsmerkmal?

Bei der Konzipierung von Preisen ist zunächst eine „Marktanalyse“ angebracht. Es gibt inzwischen zahlreiche Engagementpreise unterschiedlichster Organisationen und Ebenen. Daher ist es wichtig, seinen eigenen „USP“ zu finden und sich von anderen Ehrungen abzuheben. Was also ist das Besondere an dem Preis? Worin liegt seine besondere Attraktivität? Was ist neu? Mit Sorge vor einer Preise-Inflation kann es manchmal auch sinnvoll sein, über die Zusammenlegung bestehender Preise nachzudenken.

 

Ist der Preis auf Dauer angelegt?

Dies ist sicherlich eine ganz entscheidende Frage, die aber nicht immer bei Start eines Preises schon beantwortet werden kann. Aber natürlich macht es einen Unterscheid, ob ein Preis eine einmalige Veranstaltung sein soll oder auf Nachhaltigkeit hin angelegt ist. Im letzteren Fall müssen Arrangements getroffen werden (finanzieller, organisatorischer und politischer Art), die Langfristigkeit sichern.

 

Was und wer soll erreicht werden?

Ein guter Preis zeichnet sich durch konzeptionelle Klarheit aus. Dies gilt besonders im bürgerschaftlichen Engagement. Einfach einen allgemeinen Ehrenamtspreis auszuloben, macht meiner Einschätzung nach wenig Sinn. Vielmehr sollte man gute Antworten haben auf die folgenden Fragen: Was genau soll mit dem Preis sichtbar gemacht werden, welche Facetten des Engagements, welche Bereiche oder Felder? An welche Zielgruppen richtet sich der Preis? Stehen Einzelpersonen oder Gruppen im Mittelpunkt? Daraus ergeben sich anschließende Fragen nach möglichen Kategorien (oder aber einer thematisch offenen Ausschreibung).  Wichtig ist hierbei auch die Beschreibung der Kriterien für die Preiswürdigkeit. Was muss erfüllt sein, was müssen Organisationen, Projekte oder Personen leisten, um für die Auszeichnung infrage zu kommen. Dies ist nicht zuletzt auch eine Frage der Transparenz der Entscheidungen und der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger.

 

Was ist der Preis?

Auch diese Frage muss beantwortet werden. Gibt es ein Preisgeld? Wie hoch ist es? Gibt es Abstufungen? Oder wird die Ehrung allein durch eine Urkunde und den öffentlichen Akt der Preisverleihung sichtbar? Gibt es einen Pokal oder eine andere Art der Symbolisierung? Diese Entscheidungen haben Auswirkung auf die öffentliche Wahrnehmung. Sie sind im Hinblick auf die Nachhaltigkeit zudem mittelfristig finanziell abzusichern.

 

Ausschreibung und Öffentlichkeitsarbeit

Ein guter Preis braucht selbstredend eine professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Flyer, Plakate, in Print und online, mit einem ansprechenden Grußwort der/des Ausrichtenden, klassische Pressemitteilungen gehören hierzu ebenso wie die Bewerbung über Netzwerke, Social Media und persönliche Kontakte. Besonders wichtig ist hierbei eine klare, einfache Sprache, die zu einer Bewerbung bzw. einem Vorschlag einladen und ermutigen sollte.

 

Bewerbungsverfahren

Je nach Zielgruppe des Preises sollten verschiedene Kanäle angeboten bzw. eine Kombination mehrerer Verfahren ermöglicht werden (schriftlich auf postalischen Weg und/oder online). Wichtig ist eine kluge Wahl von Fristen, die auch Ferien- und Urlaubszeiten etc. bedenkt. Zudem sind unbedingt die datenschutzrechtlichen Bestimmungen der DSGVO zu beachten.

 

Auswahl der Preisträger

Wer wählt die Preisträger aus und entscheidet letztlich über die Auszeichnung? Diese Frage ist wichtig sowohl im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit als auch die Transparenz des Verfahrens. Gibt es eine Jury, wer ist Teil der Jury (Experten, prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Unterhaltung, Öffentlichkeit, Engagierte selbst)? Gibt es eine Publikumsabstimmung? Wie ist sie organisiert? Besteht die Gefahr der Manipulation?

Natürlich gibt es bei Preisen keinen Rechtsanspruch. Angesichts der beabsichtigten öffentlichen Resonanz ist es jedoch bedeutsam, dass die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger in einem transparenten Verfahren, gut begründet und möglichst nachvollziehbar wird.

 

Preisverleihung

Die Preisverleihung ist der Höhepunkt nach einem in der Regel längeren Prozess der Ausschreibung, Auswahl und Vorbereitung. Sie ist letztlich der Akt, in dem sich entscheidet, ob Konzeption und Ziel des Preises aufgehen. Deshalb sind hierbei frühzeitig die ganz banalen Fragen zu klären: Wer übergibt den Preis (in der Regel sollte es der/die Ausschreibende selbst tun)? Welchen Rahmen hat die Preisverleihung (feierlich oder eher schlicht)? Wo findet sie statt? Gibt es Publikum oder sind nur die Preisträger dabei? Werden Ehrengäste und Würdenträger eingeladen? Wichtig ist dabei auch die Art der Vorstellung der Preisträger. Gibt es Laudationes, filmische Präsentationen, Interviews o. ä.? Nicht zuletzt muss die Pressearbeit auf den Punkt funktionieren, will man, dass der Preis Resonanz in Presse, Funk, Fernsehen und im Netz findet.

 

Nachhaltigkeit – Fazit

Ein wirkungsvoller, nachhaltiger Preis ist nicht in einem Jahr zu etablieren. Es braucht Beharrlichkeit, Kontinuität, stabile Rahmenbedingungen und die Bereitschaft, konzeptionelle Anpassungen vorzunehmen. Wichtig ist die Etablierung stabiler Zyklen. Von entscheidender Bedeutung sind der politische Wille und die Identifikation der den Preis verleihenden Persönlichkeiten mit dem Vorhaben und ihre Authentizität.

 

Mehr zum:

Brückenpreis: wir-tun-was.rlp.de/de/anerkennung/brueckenpreis
Jugend-Engagement-Wettbewerb: wir-tun-was.rlp.de/de/anerkennung/jugend-engagement-wettbewerb
Ideenwettbewerb „Ehrenamt 4.0“: wir-tun-was.rlp.de/de/anerkennung/ideenwettbewerb-ehrenamt-40

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Birger Hartnuß
Foto: Die Hoffotografen, Berlin
Autor*in: Birger Hartnuß
Birger Hartnuß ist Leiter der Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz. In dieser Funktion verantwortet er mehrere Preise der Ministerpräsidentin, die in den vergangenen Jahren konzeptionell entwickelt und regelmäßig ausgeschrieben wurden.